Bis 1989 waren die ältesten archäologischen Funde auf
Königstädter Gebiet Werkzeuge aus der Jungsteinzeit (ca. 3000 -
1800 v. Chr.), Schmuck, Fibeln und eine große Urne mit Beigaben aus
der Zeit nach 1200 v. Chr. , eine tonnenförmige Urne aus der
jüngeren Eisenzeit, sowie Gefäß- und Münzfunde aus römischer
Zeit.
Dass aber schon vor 13 000 Jahren Menschen auf dem Gelände des
heutigen Königstädtens siedelten, stellte eine große
Überraschung dar. Beim Bau der Autobahnauffahrt Königstädten 1989
wurde ein Siedlungsplatz eiszeitlicher Jäger
gefunden. Die Funde waren der deutliche Grundriss eines Zelt-Hauses
und eine Vielzahl von Steinabschlägen (Steinklingen, Pfeilspitzen
und Schaber).
Königstädten ist bereits in den ältesten bekannten
Schriftzeugnissen aus unserer Gegend erwähnt. So ist es auch in dem
wegen seiner umstrittenen Entstehungszeit oft diskutierten
"Lorscher Reichsurbar", das vermutlich aus der zweiten
Hälfte des 8. Jahrhunderts stammt, genannt.
Die besondere Lage des alten Dorfes auf einer weitgehend
hochwasserfreien Erhöhung am alten Mainarm (heute
"Wehrlache") und der auffällige Verlauf der
Gemeindegrenzen im Westen der Gemarkung, wo ehemals 5 (bzw. 6)
Gemeinden auf dem "Haselberg" zusammentrafen und man eine
frühmittelalterliche Gerichtsstätte (siehe
E. E. Metzner) annimmt, legt nahe, dass es das Dorf schon sehr
viel früher gab.
Der Name, der früher Stethi, Steden, schließlich Konigsteden
lautete, dessen Wortstamm auf eine geschlossene Siedlung hindeutet,
lässt eine Dorf-Gründung in alemannischer Zeit vermuten (also vor
496 n. Chr.). Wegen der auch großräumig gesehen exponierten Lage,
der Tatsache, dass es im alten Ortskern einen Flurnamen
"Borg" (=Burg) gab und der frühen Namensform Steden kann
man annehmen, dass Königstädten so etwas wie ein
frühmittelalterliches Verwaltungszentrum (siehe
E. E. Metzner) war.
Nach den nächsten uns bekannten Urkunden gehörte Königstädten
zunächst zum königlichen Bannforst Dreieich. Die Reichsvogtei
(Verwaltung) dieses Gebietes hatten bis 1255 die Herren von Hagen
und Münzenberg inne. Weil diese ohne männlichen Nachfolger
blieben, ging die Herrschaft an die Herren von Falkenstein. Als
deren letzter Nachkomme, Werner III. , 1418 starb, ging
Königstädten an das Haus Isenburg, ab 1518 an das Haus
Isenburg-Birstein über.
Aus dieser Isenburger Zeit stammt auch die erste Nennung der in
Kinsteere (so nennen die Einheimischen ihr Königstädten) so
beliebten Kerb: Der Rechner des
Junkers von Ysenburg verzeichnet im Jahre 1440 eine Einnahme von 6
Gulden aus einem Stück Wein auf der Kerb in Steden
(Königstädten).
Im Mittelalter erklärte sich die Bedeutung Königstädtens vor
allem aus seinem Waldreichtum. Die königliche Jagd und die
Holzwirtschaft bestimmten das Dorfleben. Noch heute ist der
Königstädter Domanialwald Bannwald (jetzt im Landesbesitz).
Auch in der Neuzeit wurde im
Königstädter Wald noch gerne gejagt. Das Jagdschloss
Mönchbruch (erbaut 1730-32) und die großzügigen Alleen um
dieses herum zeugen von der Jagdfreude der Hessischen
Landgrafen. Seit 1682 gehörte Königstädten zu
Hessen-Darmstadt. |
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Im Dreißigjährigen Krieg blieb Königstädten lange von
Plünderung und Zerstörung verschont. Als aber das schwedische Heer
in Mainz dauerhaft Quartier nahm, wurde ab 1634 auch Königstädten
Opfer von Plünderungen und Pest. Es ist überliefert, dass nur vier
Häuser und neun Königstädter Einwohner die Kriegswirren
überstanden.
Die Königstädter Kirche wird bereits 880 urkundlich erwähnt.
Im Jahre 1654 weist das älteste Kirchenbuch aus, dass die Kirche
ordentlich mit protestantischem Pfarrer, Schullehrer und Glöckner
besetzt war. Königstädten war seit 1642 protestantisch, erlebte
aber wegen des häufigen Herrschaftswechsels einen siebenmaligen
Wechsel zwischen lutherischem und reformiertem Bekenntnis.
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Ein seltenes Bild zeigt
den Innenraum der 1944 im Bombenhagel untergegangenen
Kirche. Die jetzige Kirche wurde erst 1955 wieder
aufgebaut (Bild rechts). |
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Das Bild links zeigt die
Kirche nach dem Umbau im Jahre 1903. Damals erhielt die
vorher schlichte Kirche einen neuen Eingang, ein
Seitenschiff und einen außenliegenden Treppenturm zur
Empore.
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Eine Schule gab es in
Königstädten seit ca. 1570. Alte Schulhäuser kann man heute
noch in der Rathausstraße 4 (von 1789, links im Bild) und in
der jetzigen Begegnungsstätte "Altes Rathaus",
Rathausstraße 13 (von 1843), sehen.
Beide Häuser dienten später als Rathäuser. Auf dem Gelände
der jetzigen Grundschule wurde 1912 ein neues Schulgebäude
errichtet.
Dieses wurde am 24. März 1945 bei einem Tieffliegerangriff in
Brand geschossen. Schule und Gemeindearchiv gingen in den
Flammen unter. Erst ab 1950 entstand am gleichen Platz der
ältere Teil des heutigen Grundschulgebäudes.
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Als schwarzer Tag in der Königstädter Geschichte gilt der 12./13.
August 1944, als das Dorf in einem nächtlichen Angriff einer
englischen Bomberflotte beinahe unterging. Beginnend mit dem Setzen
der Zielmarkierungen um 0.05 Uhr dauerte es weniger als eine halbe
Stunde, bis fast der ganze Dorfkern zu einem Inferno wurde. 22
Einwohner und Gäste kamen in den Flammen ums Leben. Auch 72 Pferde,
245 Rinder, 330 Schweine, 101 Ziegen und 2001 Stück Geflügel kamen
im Feuer um. Insgesamt wurden in dieser Bombennacht nach amtlichen
Angaben 86% der Gebäude in Königstädten zerstört.
Es wird vermutet, dass der Angriff eigentlich OPEL galt. Mehr als
70 000 Brandbomben und ca. 500 t Sprengbomben fielen in dieser Nacht
auf Königstädten.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der alte Ortskern wieder aufgebaut.
Dabei wurden häufig die alten Häusergrundrisse wiederhergestellt.
Darum kann man auch heute noch, trotz der gewaltigen Zerstörungen,
ein gutes Bild des historischen Dorfkerns, der von seinen fränkischen
Fachwerkhäusern geprägt war, gewinnen. Wie viele andere
Gemeinden auch nahm Königstädten in den folgenden Jahren
zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene auf. Es wuchs in den
Wirtschaftswunderjahren um mehrere Wohngebiete und steigerte seine
Einwohnerzahl von 1931 (1400) auf fast das Sechseinhalbfache im
Jahre 2001(9023 Einwohner).
Die Einwohnerzahlen von 1618 bis 2001
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Jahr |
Einw. |
|
Jahr |
Einw. |
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1618 |
ca.
350 |
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1890 |
900 |
|
1731 |
266 |
|
1902 |
1100 |
|
1750 |
304 |
|
1910 |
1125 |
|
1780 |
365 |
|
1925 |
1268 |
|
1791 |
400 |
|
1931 |
1400 |
|
1804 |
420 |
|
1949 |
2000 |
|
1829 |
565 |
|
1956 |
2555 |
|
1860 |
726 |
|
1993 |
9057 |
|
1865 |
760 |
|
2001 |
9023 |
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Veränderung der Bebauung
in 100 Jahren
Aus einem kleinen Dorf
wird ein Stadtteil mit 9000 Einwohnern,
der alte Dorfkern aber
ist immer noch gut zu erkennen. |
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